Auf der Tour über Süderschmedeby, Jalm, Sieverstedt, Havetoft und Satrup habe ich an meinem zweiten Tag beim Lebendigen Land meinen neuen Kollegen Ralf begleitet. Ralf war früher Kraftfahrer und hat viele Winkel Europas gesehen. Irgendwann ist er einem Transporter vom Lebendigen Land hinterher gefahren, stand auf dem Hof und fragte, ob man Hilfe bräuchte – die brauchte man und seitdem ist Ralf Fahrer beim Lebendigen Land. Das macht er mit Leidenschaft – das merkt man richtig. Seine Weste und sein Cappy ist mit dem Logo vom Lebendigen Land bestickt. Die hat er im Urlaub in einer Stickerei anfertigen lassen, berichtet er stolz. In dem Körbchen zwischen Fahrer- und Beifahrersitz bemerke ich ein paar Bananen, die ich fälschlicher Weise erst für Proviant hielt „Die sind für den kleinen Elias – das ist der Sohn einer Kundin, der immer die Kiste entgegen nimmt. Ein richtiger Kumpel und der bekommt immer eine Kleinigkeit von mir.“ sagt Ralf. Wir fahren los und ich merke: Mit Ralf ins Gespräch kommen, ist gar nicht schwer. Er erzählt mir stolz von seiner Zeit als Kraftfahrer, dem Leben auf dem Campinglatz in Habernis und seinem Vater, den er früher auch manchmal mit auf Tour genommen hat. Zwischendurch halten wir an, Tür auf, Ralf raus, Schiebetür auf, Kiste raus, alte Kiste rein und weiter. Das geht blitzschnell – so schnell kann man gar nicht gucken. Manchmal treffen wir Kund*innen auf der Auffahrt und es wird kurz und herzlich geklönt. Zu fast jeder Kundin und jedem Kunden erzählt Ralf mir eine kleine Anekdote: „Sie kommt aus England, die mag manchmal ganz gern ein bisschen schnacken – dann lacht sie immer über mein Schulenglisch“ oder „hier war früher eine Kneipe, die hieß 'zum blauen Auge' – rat mal warum.“ Immer wieder wirft Ralf einen Satz wie: "Hier war früher mal ein Kiosk." oder "das war auch mal ein Bahnhof der Schleswiger Kreisbahn" ein. Er kennt Angeln und das nördliche Schleswig-Holstein wie seine Westentasche und ist sehr interessiert an Geschichten von früher – hört zu, fragt nach.

Auf einem Hof werden wir von zwei Hunden bellend in Empfang genommen. Ralf greift in das Fach über der Sonnenblende und zaubert ein paar Leckerlies hervor „damit bekommt man die Bestien gut besänftigt“ schmunzelt er und begrüßt die Hunde unter großem Getöse.  

Ralf erzählt mir, dass es viel zu beachten gibt. Einige Kund*Innen wollen das Gemüse in eine spezielle Kiste umgepackt haben damit die Katze nicht dabei geht, andere bitten darum, sich ruhig zu verhalten, damit das Kind weiterschlafen kann. Und bei wieder anderen muss er eine weite Strecke über eine Baustelle zurücklegen um zum Zielort zu kommen. Er ist bei der Beachtung der Lieferwünsche sehr gewissenhaft und legt großen Wert darauf, alles richtig zu machen. Denn nicht nur die sorgfältige Produktion, Sortierung und Verpackung von Lebensmitteln machen das Lebendige Land aus, sondern auch Menschen, wie Ralf, die die Kiste ans Ziel bringen – mit Herz und Hand.
 

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